Angst ist ein negativer emotionaler Zustand und entsteht im Gehirn. Die Fähigkeit, sie zu empfinden, ist angeboren. Angst ist ein altes und lange bewährtes biologisches Überlebensprogramm und initiiert Angstverhalten (Einfrieren/Meiden/Flüchten), um den Körper vor physischem oder psychischem Schaden zu bewahren, denn unbekannte Situationen/Reize aus der Umwelt können sich als schädlich/lebensbedrohlich erweisen.
Ziel des Angstverhaltens ist immer die Distanzvergrößerung zum angstmachenden Auslöser, denn die Distanzvergrößerung bringt Erleichterung wenn sie erfolgreich die Bedrohung abschwächt bzw. wenn diese aufhört. Hat der Hund keinen Erfolg mit seiner Lösungsstrategie, Abstand zwischen sich und den Auslöser zu bringen, kann die Angst u.a. in Aggression münden. Wird die Situation noch bedrohlicher (der Auslöser intensiviert sich/es kommt weitere Bedrohung hinzu) verschlimmert sich die Emotion Angst.
Angst und Angstverhalten entstehen nicht im luftleeren Raum, es gibt immer Umstände, die das Verhalten vorher bedingen und begünstigen (u.a. physischer Zustand wie z.B. Erkrankung/Schmerzen und Erregungsniveau und psychischer Zustand wie z.B. Stresslevel, Frustration und negative emotionale Reaktionen durch Vorerfahrungen mit dieser oder ähnlichen Situationen) und Konsequenzen, die das Verhalten nachher beeinflussen und verstärken (mehr zum Thema Verstärkung ist hier zu lesen).
Um eine Verhaltensveränderung zu erzielen und um alternative Bewältigungsstrategien in der Situation aufbauen zu können, müssen wir daher an diesen Punkten ansetzen: Wir veränderen die Bedingungen vor dem unerwünschten Verhalten, um eine bessere Ausgangsposition für die erwünschten Bewältigungsstrategien zu schaffen. Ebenso verändern wir die von uns kommenden Konsequenzen, um den Prozess der Verstärkung gezielt für die erwünschten Bewältigungstrategien zu nutzen.
Um die problematischen Situationen effektiv verändern zu können, gestaltet sich das Training folgendermaßen:
- Der Einstieg in das Training beginnt mit einem Trainingswerkzeug, welches erste Abschwächung des Angstverhalten im Alltag bringt
- Die physische und psychische Verfassung des Hundes muss verbessert sein, wenn er in die Situation kommt
- u.a. weniger Stress
- Kommunikation mittels Markersignale
- Stimmungsverbesserung mittels Markersignale
- weniger Erregung
- weniger Frustration
- keine Schmerzen
- positiveres Wahrnehmen des Auslösers
Die alternativen Bewältigungsstrategien müssen die problematische Situation für den Hund sofort verbessern, d.h. der Auslöser/die Situation wird durch diese alternative Bewältigungsstrategie abgeschwächt, bzw. abgestellt. Weiter müssen die alternativen Bewältigungsstrategien außerhalb problematischer Situationen aufgebaut werden.